100J

    Insulin - eine
    100-jährige Erfolgsgeschichte

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    Diabetes

    Diabetes mellitus - eine Volkskrankheit

    Zuckerkrank

    Diabetes: die häufigsten Typen

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    Verschiedene Behandlungsformen

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    Diabetes-Ernährung: Viel erlaubt und wenig verboten

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    Diabetes: Bewegung senkt den Blutzucker

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    Spätfolgen für den Körper

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    Diabetes: Insulin - eine 100-jährige Erfolgsgeschichte

    Diabetes mellitus (aus dem Altgriechischen/Lateinischen übersetzt: honigsüsser Durchfluss) wurde über Jahrhunderte als Krankheit beschrieben, eine Behandlung fehlte aber. Die Betroffenen, insbesondere die Typ-1-Diabetiker, bei welchen ein absoluter Insulinmangel vorherrscht, starben oft nach kurzer Zeit.

    Juli 1921:
    Dem Mediziner Frederic Banting und seinem Assistenten Charles Best, einem Physiologie- und Biochemie-Studenten, gelingt es an der Universität Toronto erstmals Insulin aus der Bauchspeicheldrüse von Hunden zu isolieren. Sie spritzen das Insulin wiederum einem Hund, bei dem Diabetes durch Entfernung der Bauchspeicheldrüse hervorgerufen worden war, und senken so erfolgreich dessen Blutzucker.

    Januar 1922
    Die Gruppe um Banting und Best behandelt den ersten Menschen mit Insulin. Bei Leonard Thompson, einem 13-jährigen Typ-1-Diabetiker, führt die Injektion von Insulin zu einem merklichen Blutzuckerabfall und einer Stabilisierung des zuvor kritischen Gesundheitszustands. Dank der fortlaufenden Insulintherapie lebt er trotz einiger Komplikationen noch gute 13 Jahre. Für Millionen von Menschen sichert Insulin fortan nicht nur das Überleben, sondern bedeutet auch eine bessere Lebensqualität

    April 1922
    Die Forscher vermachen das Patentrecht für Insulin zu einem symbolischen Preis von 1 Dollar der Universität Toronto, welche grosszügige Lizenzen für die Nutzung des Patents vergibt. Sie verzichten dabei bewusst auf einen ökonomischen Gewinn.

    1923
    Banting und Professor John Macleod, welcher Banting sein Labor für die Versuche zur Verfügung gestellt hatte, erhalten 1923 für ihre Verdienste den Nobelpreis der Medizin. Banting teilt seinen Preis mit seinem Assistenten Best.

    1936
    Das erste Langzeitinsulin wird entwickelt. Nebst dem rasch wirksamen Normalinsulin steht nun auch ein Depotinsulin zur Verfügung, welches langsamer resorbiert wird.

    1955
    Es gelingt die Klärung der menschlichen Insulinstruktur

    1975
    Erstmalige Produktion von aus Coli-Bakterien gentechnisch hergestelltem Humaninsulin. Bisher wurde Insulin vorwiegend aus gereinigten und aufbereiteten Schlachthausabfällen (von Rind und Schwein) gewonnen.

    1981
    Das erste Gerät zur Blutzuckerselbstmessung kommt auf den Markt. Zuvor waren Selbstkontrollen nur im Urin möglich, Blutzuckermessungen erfolgten im Spital. Die Geräte zur Blutzuckerselbstkontrolle werden im Verlaufe immer schneller, präziser und kleiner, die Messergebnisse werden gespeichert und können am Computer ausgelesen werden.

    1985
    Der Insulin-Pen mit integrierter Ampulle und aufsetzbaren Nadeln wird erfunden, was die Diabetestherapie erheblich erleichtert. Bis dahin musste Insulin aus Ampullen aufgezogen und mit Spritzen verabreicht werden.

    1991
    Der Geburtstag von Frederick Banting, der 14. November, wird von der Internationalen Diabetes Gesellschaft (IDF) und der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zum Weltdiabetestag bestimmt. Dieser steht jedes Jahr unter einem anderen Motto und soll auf die Krankheit aufmerksam machen.

    90er-Jahre:
    Insulinanaloga kommen auf den Markt, welche heute standardmässig angewendet werden. Diese führen durch gentechnische Modifizierung von Humaninsulin zu einer schnelleren oder langsameren Insulin-Freisetzung vom Gewebe ins Blut, was eine bessere Anpassung der Therapie an den Alltag der Betroffenen möglich macht.

    Ab 2000
    Die Blutzuckerüberwachung macht grosse Fortschritte. Geräte werden entwickelt, welche den Zuckerwert in der Gewebeflüssigkeit mittels eines Sensors kontinuierlich messen und den aktuellen Glukoseverlauf fortlaufend aufzeigen, ohne dass man sich für die Blutzuckermessung in den Finger stechen muss.

    Diabetes mellitus - eine Volkskrankheit

    Weltweit sind 463 Millionen Erwachsene von Diabetes (auch Zuckerkrankheit genannt) betroffen, dies entspricht 9,3 % der Weltbevölkerung. Die meisten Menschen mit Diabetes leben in China, Indien und Amerika.

    Die Tendenz ist steigend: Im Jahr 2030 werden es schätzungsweise 578 Millionen sein, 2045 rechnet man mit gar 700 Millionen Diabetikern, was einer Zunahme um 50 % bedeutet. Der stärkste Anstieg wird in Afrika und Süd-Ost-Asien erwartet. Menschen in urbanen Regionen und mit tiefem bis mittlerem Einkommen sind häufiger von Diabetes betroffen. In der Schweiz sind schätzungsweise 500 000 Personen an Diabetes erkrankt.

    90 % der Betroffenen leiden an Diabetes mellitus Typ 2, knapp 10 % an Typ 1 Diabetes. Das Risiko, an Diabetes zu erkranken, steigt mit zunehmendem Alter an. Bei jeder fünften Person, die älter als 65-jährig ist, kann ein Diabetes nachgewiesen werden. Männer und Frauen sind etwa gleich häufig betroffen.

    Die Hälfte aller Diabetiker und Diabetikerinnen wissen nicht, dass sie an Diabetes mellitus leiden, da die Krankheit zu Beginn meist keine offensichtlichen Beschwerden verursacht. Im Durchschnitt dauert es sieben Jahre, bis ein Diabetes entdeckt wird.

    Alle 8 Sekunden stirbt eine Person auf der Welt an Diabetes und dessen Komplikationen, 2019 waren es 4,2 Millionen. Diabetes verursacht rund 10 % der gesamten Gesundheitskosten weltweit. 2019 waren es mindestens 760 Milliarden US-Dollars.

    Diabetes - die häufigsten Typen

    Diabetes Typ 1
    Der Diabetes Typ1 ist eine Autoimmunerkrankung, bei der die insulinproduzierenden Zellen in der Bauchspeicheldrüse zerstört werden. Typ-1-Diabetes tritt häufiger bei Kindern und jungen Erwachsenen auf, kann aber Personen in jedem Lebensalter treffen.

    Der Diabetes Typ 1 kann bei genauer Beobachtung frühzeitig erkannt werden, da die typischen Symptome normalerweise stark ausgeprägt sind:

    • grosser Durst
    • übermässiges Wasserlassen     
    • Gewichtsverlust
    • Müdigkeit

    Menschen mit Diabetes mellitus Typ 1 sind lebenslang auf die Gabe von Insulin angewiesen, Heilungsmöglichkeiten bestehen bisher noch nicht.

    Diabetes Typ 2
    Der Diabetes Typ 2 war früher als Altersdiabetes bekannt. Bei Menschen mit Typ-2-Diabetes produziert die Bauchspeicheldrüse zwar weiterhin Insulin, jedoch nicht genügend oder der Körper kann es nicht mehr wirksam verwenden, um den Blutzucker in Energie umzuwandeln (Insulinresistenz).

    Die Entwicklung des Typ-2-Diabetes wird begünstigt durch Erbfaktoren, Übergewicht und Bewegungsmangel. Er tritt in den meisten Fällen erst in der zweiten Lebenshälfte auf, man findet ihn aber zunehmend auch bei jüngeren Menschen mit starkem Übergewicht.

    Schwangerschaftsdiabetes

    Dieser Diabetes-Typ wird in der 28.Schwangerschaftswoche durch einen Glucosetoleranz-test festgestellt. Schwangerschaftsdiabetes, der durch Hormonveränderungen entsteht, wird bei 10 bis 15% aller Schwangerschaften diagnostiziert. Der Schwangerschaftsdiabetes verschwindet normalerweise nach der Geburt.

    25 bis 50% aller Mütter entwickeln jedoch innerhalb von 5 bis 10 Jahren nach der Geburt Diabetes mellitus Typ 2.

    Diabetes - verschiedene Behandlungsformen

    Erhöhte Blutzuckerwerte reduzieren das Wohlbefinden und die Leistungsfähigkeit des Körpers und führen mit der Zeit zu Spätkomplikationen. Ursache für die erhöhten Blutzuckerwerte ist ein absoluter oder relativer Mangel an Insulin. Gute Blutzuckerwerte sind das Ziel jeder Therapiemassnahme beim Diabetes mellitus. Von grosser Bedeutung sind dabei die Ernährung und Bewegung, denn mit einer ausgewogenen Ernährung und regelmässigen körperlichen Aktivitäten geht alles etwas einfacher.

    Beim Diabetes mellitus Typ 1 werden die Insulin produzierenden Zellen in der Bauchspeicheldrüse zerstört. Damit ist der Körper nicht mehr in der Lage, selber Insulin zu produzieren. Es besteht ein absoluter Insulinmangel. Die Gabe von Insulin ist bei diesen Patienten die einzig wirksame Therapie.

    Beim Diabetes mellitus Typ 2 produziert die Bauchspeicheldrüse zu Beginn und während einiger Zeit sogar sehr viel Insulin. Die täglich benötigte Insulinmenge ist abhängig vom Gewicht und der Ernährung. So ist das Übergewicht die Hauptursache für das Auftreten eines Diabetes mellitus Typ 2. Um die Blutzuckerwerte normal halten zu können, muss der Körper bei Übergewicht sehr viel Insulin bilden und mit der Zeit erschöpfen sich die Insulin produzierenden Zellen. Bei diesen Patienten stehen neben Insulin, das immer wirksam ist, viele andere Medikamente zur Verfügung, die zur Blutzuckersenkung eingesetzt werden können. Diese Medikamente gibt es in Tablettenform oder als Präparate, die wie Insulin unter die Haut gespritzt werden müssen.

    Diabetes-Ernährung: viel erlaubt und wenig verboten

    Die Diabetesernährung hat sich in den letzten 50 Jahren stark verändert. Früher prägten Eintönigkeit, strenge Menüpläne und Verzicht den Ernährungsalltag des Diabetikers. Früchte mussten genau abgewogen werden und Süssigkeiten waren verboten.

    Die moderne Diabeteskost ist eine gesunde Ernährung, die vielseitig, abwechslungsreich und genussvoll zusammengesetzt ist und auch Raum lässt für persönliche Vorlieben.

    Die richtige Ernährungsstrategie für Diabetiker und Diabetikerinnen ist ein wesentlicher Bestandteil einer erfolgreichen Therapie. Sie unterstützt zudem die Vorbeugung oder Behandlung weiterer gesundheitlicher Risikofaktoren und fördert das Wohlbefinden, die Lebensfreude und Lebensqualität.

    Auch mit Süssigkeiten wird heute liberaler umgegangen. Es gibt zum Glück kein Verbot mehr und kleine Mengen Zucker sind erlaubt. Süssgetränke und Fruchtsäfte sollten jedoch weggelassen werden, da sie den Blutzucker rasch und stark erhöhen.

    Diabetes: Bewegung senkt den Blutzucker

    Bewegung hat einen positiven Effekt auf den Diabetes. Bei körperlicher Aktivität wird der Stoffwechsel angeregt, die Muskeln verbrauchen Energie und der Blutzucker sinkt. Menschen mit Diabetes sollten sich somit regelmässig bewegen.

    Bewegen Sie sich regelmässig – mindestens 30 Minuten täglich. Am Besten bauen Sie die Bewegung im Alltag ein: Steigen Sie z. B. eine Busstation früher aus und benutzen Sie die Treppe anstelle des Lifts. Bewegung verbessert nicht nur die Blutzuckerwerte, sondern hat auch einen positiven Effekt auf den Blutdruck und die Blutfette. Zudem stärkt sie die Psyche und bringt gute Laune.

    Steigern Sie zusätzlich Ihre Ausdauer, Kraft und Beweglichkeit mit einem angepassten individuellen Aktivitätsprogramm.

    Erwachsene mit Diabetes sollten sich mindestens 150 Minuten pro Woche bewegen, dies bei einer mittleren Intensität. Geeignete Sportarten sind zum Bespiel Nordic-Walking, schnelles Gehen/Walken, Schwimmen, Tanzen oder Radfahren.

    Diabetes: Spätfolgen für den Körper

    Sind die Zuckerwerte im Blut über längere Zeit erhöht, entstehen Entzündungen und Verkalkungen in den Blutgefässen. Die Blutgefässe verengen sich und können verstopfen, sodass Organe nicht mehr ausreichend durchblutet und schliesslich geschädigt werden. So entstehen die sogenannten Spätkomplikationen. Typischerweise sind bei Diabetikern die kleinen Gefässe besonders betroffen und deren Schädigung führt zu folgenden Spätkomplikationen:

    • Retinopathie: Schädigung der Netzhaut im Auge. Diese kann zur Erblindung führen.
    • Nephropathie: Schädigung der Nieren. Die Nierenfunktion verschlechtert sich und das Blut kann nicht mehr richtig gereinigt werden.
    • Neuropathie: Schädigung der Nerven. Es kommt zu Gefühlsstörungen, vor allem in den Füssen.
    • Diabetisches Fuss-Syndrom: Durchblutungsstörungen und Gefühlsstörungen können in Kombination mit nicht passenden Schuhe zu Druckstellen, Blasen und offenen Hautstellen an den Füssen führen. In den offenen Stellen können sich Bakterien vermehren und zu schweren Entzündungen in den Füssen führen. Wenn Fussprobleme nicht früh genug angegangen werden, kann die Amputation drohen.

    Doch auch andere Organe werden durch erhöhte Blutzuckerwerte geschädigt. So ist auch das Risiko für Herzinfarkte oder Hirnschläge bei Patientinnen und Patienten mit Diabetes mellitus erhöht.

    Mit einer guten Blutzuckereinstellung wird das Risiko für Spätkomplikationen reduziert. Wichtig ist, dass Diabetikerinnen und Diabetiker regelmässig auf Spätkomplikationen untersucht werden, damit Probleme frühzeitig erkannt und behandelt werden können, bevor es zu spät ist.


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    Sekretariat Diabetologie/Endokrinologie

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