Gründungsweg zum Spital Burgdorf
Der «gemeinnützige Verein» und die Gemeinden des Amtsbezirks gründen erste Spitäler
Die «Nothfallstuben» genügten bald einmal den ständig steigenden Patientenzahlen und den Ansprüchen an eine sich wandelnde Medizin nicht mehr.
1858:
Der «gemeinnützige Verein» eröffnet am Beginengässli in der westlichen Oberstadt eine eigentliche Krankenanstalt mit 19 Betten, bestimmt ausschliesslich für die Bevölkerung von Burgdorf.
1865:
Das Gebäude ging im grossen Stadtbrand zugrunde.
1870:
Der Neubau am Kirchbühl 19 mit 40 bis 48 Betten konnte dem Betrieb übergeben werden, vorgesehen ausschliesslich für Burgdorfer Gemeindemitglieder, insbesondere Personen, die der «Dienstboten- und Fabrikkrankenkasse» angehörten.
Die Bewohner der übrigen Gemeinden des Amtsbezirks mussten weiterhin ins kantonale Berner Inselspital doch hatte man dort nicht immer gute Erfahrungen gemacht, wurden doch dort Patienten vielfach abgewiesen.
1876:
HV Ökonomisch und Gemeinnütziger Verein des Amtes Burgdorf.
Referent: Fürsprecher J.A. Morgenthaler: «Das Bedürfnis nach einer Bezirkskrankenanstalt ist heute fühlbarer denn je, weil das Inselspital, das früher die meisten Kranken aufnehmen konnte, solche vielfach wegen Platzmangel abweisen muss, weil kranke Dienstboten bei ihren Meisterleuten nicht mehr durchgehend gute Verpflegung finden, wie dies früher allgemein der Fall war. Die Gründung einer Krankenanstalt ist absolutes Bedürfnis im Blick auf die zahlreiche Fabrikbevölkerung im Amte Burgdorf.»
Die Gemeinden des Amtsbezirks gründen die «Bezirkskrankenanstalt Burgdorf».
Finanzierung:
Je 1 Rp pro Kopf der Bevölkerung, Rest durch die Armenbehörde, je nach Massgabe der im Spital zu behandelnden armen und mittellosen Bevölkerung.
1877:
Die neue Bezirkskrankenanstalt kann im Gebäude des Gemeinnützigen Vereins Burgdorf in deren Gebäude am Kirchbühl fünf Betten von der gemeinnützigen Gesellschaft mieten und die Bezirkskrankenanstalt in Betrieb nehmen.
1878:
Nach langen Verhandlungen willigt der Kanton Bern in die Finanzierung von fünf Staatsbetten in der Bezirkskrankenanstalt ein.
Der Weg zum ersten Spital am heutigen Standort und der Wandel der rechtlichen Grundlagen für die Spitalführung
1888:
Dank einer Spende über Fr. 300'000.--. von Andreas Lüdi-Fournier, einem in Heimiswil geborenen Auswanderer, der in Frankreich durch eine technische Erfindung für die Fabrikation von Strohhüten zu Vermögen kam, war der Grundstein für den Kauf von Land und die Finanzierung eines neuen Spitals gesichert.
1894:
Der gemeinnützige Verein und die Gemeinden des Amtsbezirks fusionieren zu einer Gesellschaft mit dem Zweck, «ein neues Krankenhaus, erstellt nach den neusten Grundsätzen einer rationellen Krankenpflege und mit Inbegriff des Absonderungshauses Raum für 100 Betten zu bauen.
1895:
Kauf von 9'922 m2 Land für Fr. 23'405.—am Standort des heutigen Spitals und Auftrag an Architekt C.A.R. Roller, den Neubau zu planen
1922:
Die Abgeordneten der Gemeinden beschliessen, das gut florierende Spital auszubauen und fordern von den Gemeinden Beiträge. Die Gemeinden Krauchthal, Hindelbank, Baeriswyl, Lyssach und Rüdtligen reichen Klage ein und machen geltend, nicht die Abgeordneten, sondern die Gemeinden seien zuständig für Kreditbeschlüsse. Prof. Blumenstein aus Bern hat festgestellt, dass die Anstaltsorganisation «auf einer sehr wackeligen Grundlage» stehe und durch ein solides Fundament ersetzt werden müsse. Er schlägt die Bildung eines Gemeindeverbandes nach bernischem Gemeindegesetz vor. Dieser wird unter Einbezug der Gemeinden gegründet. Das Organisationsreglement regelt verbindlich die finanziellen Verpflichtungen aller Gemeinden. Der Gemeindeverband als Träger des Spitals Burgdorf blieb bis ins Jahr 2002 bestehen. Mit der neuen Aufgabenteilung zwischen Kanton und Gemeinden hat der Kanton die alleinige Führung der Spitäler übernommen und die Gemeindeverbände konnten aufgelöst werden.
Nachdem die Pläne für den Neubau fertiggestellt waren, wurden diese durch die Dr. Viktor Surbek, Arzt und Direktor des Inselspitals, sowie Kantonsbaumeister F. Arzt im Auftrag des Verwaltungsrates des Spitals auf Tauglichkeit überprüft.
Das Resultat war in vielen Teilen ernüchternd, wie der folgende Auszug aus dem Bericht zeigt.
